100.000 neue Bäume für den Stadtwald
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Wiederaufforstungskonzept
100.000 neue Bäume für den Düsseldorfer Stadtwald
Neun Monate nach dem Orkan "Ela" steht die Neupflanzung von Bäumen im Mittelpunkt/Natur ist die wichtigste Verbündete
Der Orkan "Ela" zog auch durch den Düsseldorfer Stadtwald eine Schneise der Verwüstung: Insgesamt fielen über 20.000 Bäume (21.000 Festmeter Holz). So entstanden Kahlflächen von 55 Hektar, was der Fläche von rund 50 Fußballfeldern entspricht. Nach den Aufräumarbeiten, die pünktlich zu Beginn der Brut- und Setzzeit am 1. März abgeschlossen werden konnten, und dem bald vollendeten Abtransport des Sturmholzes steht nun die Phase der Wiederbewaldung der "Sturmwurfflächen" an. "Der Beginn der Wiederaufforstung ist für den Herbst 2015 geplant. Obwohl der Sturm mit seinen Folgen und den unzähligen verloren gegangenen Bäumen an sich ein schlimmes Ereignis war, bietet sich beim Neuaufbau im Stadtwald die Chance, der Natur bei der Verjüngung des Waldes Platz zu bieten und zudem auch geeignete Bäume an den passenden Standorten zu pflanzen", sagt Doris Törkel, Leiterin des Garten-, Friedhofs- und Forstamt. Insgesamt sollen in den nächsten vier Jahren rund 100.000 Jungbäume neu gepflanzt
werden. Der Beginn der Wiederaufforstung erfolgt im Herbst 2015 mit rund 40.000 jungen Bäumen und Sträuchern.
Von den 55 Hektar "Sturmwurffläche" sind 13 Hektar Großkahlflächen je größer als ein Hektar und weitere 42 Hektar Kahlflächen zwischen 0,1 und 1 Hektar. Darin nicht enthalten ist die Vielzahl von gebrochenen und geworfenen Einzelbäumen. "Es ist davon auszugehen, dass etwa die Hälfte der Sturmflächen wiederbepflanzt werden muss. Die großen Kahlflächen haben dabei erste Priorität, um den Waldbestand nachhaltig zu sichern. Kleinflächen werden in der Regel nicht aufgeforstet, sondern der natürlichen Sukzession überlassen", erklärt Forstdirektor Paul Schmitz vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt das Wiederaufforstungskonzept.
Grundsätzlich hat die Wiederbewaldung durch Naturverjüngung (Keimlinge aus dem Samen des Altbestandes) Vorrang. Jede einzelne Sturmfläche wird deshalb nach Abschluss der Aufräumarbeiten auf das Vorhandensein von Naturverjüngung überprüft. Dort, wo geeignete Naturverjüngung nicht ausreichend vorhanden ist, zum Beispiel auf großen Kahlflächen und bei Pappel- oder Roteichenvorbestand, werden Ergänzungspflanzungen mit standortheimischen Baumarten vorgenommen.
Auswahl der geeigneten Baumarten
Bei der Auswahl der zukünftigen Baumarten sind unter anderem folgende Faktoren zu beachten: Die FSC/Naturland-Zertifizierung schreibt die Verwendung von standortsgerechten, heimischen Baumarten vor. Die "potenzielle natürliche Waldvegetation" besteht auf dem Höhenzug des Aaper und Grafenberger Waldes im Wesentlichen aus Flattergras-Buchenwald und in der Rheinebene aus Stieleichen-Hainbuchen-Wald und Eichen-Buchen-Wald. Zu diesen Waldgesellschaften gehören auch vielfältige Laubmischbaumarten wie Winterlinde, Kirsche, Ahorn und Esche. "Damit der Wald möglichst gut auf den Klimawandel vorbereitet ist, müssen wir bei der Auswahl der Baumarten auf eine breite klimatische Toleranz und besonders auf die Trockenresistenz achten. Eine hohe Baumartenvielfalt bietet Stabilität gegen Stürme und Schutz gegen Baumkrankheiten. Das Risiko des Ausfalls einzelner Baumarten wird dadurch verteilt. Der Wald kann sich insgesamt besser an neue Bedingungen anpassen", betont Doris Törkel.
Die konkreten Standortbedingungen (Wasser- und Nährstoffversorgung und so weiter) auf jeder Einzelfläche sind zu beachten. Für trockene Hangkuppen eignet sich zum Beispiel die Traubeneiche (Baum des Jahres 2014), während sich für tiefgründige Böden der Rheinebene eher die Stieleiche anbietet. Zur ökologischen Aufwertung des Stadtwaldes sollen seltene Baum- und Straucharten gefördert werden und besonders an Waldrändern und Sonderflächen (Bienenweide, Vogelschutzgehölze) gepflanzt werden. Daraus ergeben sich folgende Hauptbaumarten für die Ergänzungspflanzungen auf den Sturmflächen: Traubeneiche, Stieleiche, Hainbuche, Rotbuche, Winterlinde, Wildkirsche, Bergahorn, Feldahorn, Vogelbeere, Erle und diverse Straucharten. Über die Naturverjüngung werden sich dazu erfahrungsgemäß Pionierbaumarten wie Birke, Salweide, Zitterpappel und weitere Straucharten einfinden. "Der natürlichen Verjüngung und Sukzession sollte genügend Platz eingeräumt werden", so Forstdirektor Paul Schmitz.
So wird gepflanzt
Die großen Kahlflächen wurden schon für die Pflanzung vorbereitet. Das Kronenmaterial verbleibt auf den Flächen und wird auf Totholzwällen zusammengelegt, um eine Bepflanzung zu ermöglichen. Außerdem dient es als ökologische Nische für Totholz bewohnende Insekten und Vögel. Sonderbiotope wie stehendes Totholz, Wurzelteller und Spechtbäume werden grundsätzlich auf der Fläche belassen. Auf Kleinflächen erfolgt in der Regel keine Räumung des Kronenmaterials.
Gepflanzt werden 1,30 Meter große Jungbäume, die über drei bis vier Jahre in einer Baumschule aufgezogen wurden. Um das Befahren und die damit verbundene Bodenverdichtung im Wald zu vermeiden, erfolgt die Pflanzung per Hand. Der forstübliche Pflanzverband beträgt auf den Freiflächen 2 Meter mal 1 Meter; unter Kronenschirm 2 Meter mal 2 Meter. Mischbaumarten werden jeweils in Gruppen von mindestens 20 Stück eingebracht. Von Waldwegen wird bei der Bepflanzung mindestens 5 Meter Abstand gehalten. An den Waldrändern werden ökologisch und ästhetisch wertvolle Waldrandsträucher eingebracht.
"Ela" und die Folgen
Am Abend des Pfingstmontags, 9. Juni 2014, wurde der Düsseldorfer Stadtwald mit voller Wucht von dem Orkan Ela mit Windstärken bis zu 140 Stundenkilometer getroffen. Anders als bei den bisherigen Sturmereignissen der letzten Jahrzehnte (wie Kyrill im Winter 2007) standen die Laubbäume diesmal in voller Belaubung und waren dadurch besonders windanfällig. Viele alte Buchen, Eichen und Roteichen wurden geworfen, abgebrochen oder stark beschädigt. Der Totalausfall im Düsseldorfer Forst beträgt 21.000 Festmeter (FM) Sturmholz. Der Substanzverlust entspricht etwa 5 Prozent des Holzvorrates im Stadtwald.
Der schlimmste Schaden entstand an der windexponierten Hangkante des Höhenzuges im Grafenberger und Aaper Wald mit rund 15.000 Festmetern Bruchholz; daneben gab es weitere Schwerpunkte in der Rheinebene im Eller Forst und Benrather Forst (circa 3.000 Festmeter) und im Gebiet Kalkumer Forst und Überanger Mark (circa 3.000 Festmeter).
(bu)
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